Zeltlager 2015: Von brüllenden Indianern und fliegenden Fahrrädern…

Wie jedes Jahr fand auch dieses Jahr unser Zeltlager in den ersten Tagen der Sommerferien statt. Knapp fünfzig Nunis machten sich auf den Weg zum Campingplatz am Erlichsee nach Oberhausen-Rheinhausen.

Wobei „sich auf den Weg machen“ in diesem Fall sich aufs Fahrrad schwingen und die gut 20 Kilometer durch pedalieren hinter sich zu bringen hieß. Es trafen sich also am ersten Donnerstagmorgen der Sommerferien die Nunis an der Olympiahalle, um dort ihr Gepäck zum Transport abzugeben. Manch einer nutzte die Gelegenheit um die Sinnhaftigkeit der (kurzen) Fahrradtour zu erörtern. Nachdem uns noch vor der Abfahrt ein starker Regenschauer überraschte, setzte sich der Fahrradpulk in Bewegung, nicht ahnend, dass das der einzige Regen dieses Zeltlagers sein sollte.

 

 

Zeltlager_2015_Theme
 

 

Zwischen Walldorf und Reilingen legten wir eine Halbzeit-Pause ein, um Kraft für die zweite Etappe zu tanken. Nach etwa eineinhalb Stunden erreichte der Rad-Tross den Erlichsee. Während sich die Betreuer zunächst um den Aufbau unseres Lagers kümmerten, konnten alle anderen den Campingplatz und vor allem den See begutachten. Das einstimmige Urteil lautete: ein schöner und großer See mit schönem Strand, mit – für viele – zu kaltem Wasser. Höhepunkt des Aufbaus war sicherlich ein Wettstreit zwischen Felix und etwa acht anderen Betreuern, wobei Felix wettete schneller alleine einen Pavillon aufzubauen als die anderen acht zusammen. Den „anderen“ sollte zu bedenken geben, dass der Wettstreit unentschieden ausging…

 

 

Zeltlager_2015_Zelte
 

 

Als unser Lager dann komplett aufgeschlagen war, konnten alle die Zelte respektive Tipis, die zum Campingplatz gehören und dieses Jahr etwas ganz besonderes waren, beziehen. Noch bevor wir zum ersten Mal in den See sprangen, verkündeten die Jugendwarte Leon und Marcello das diesjährige Motto: passend zu den Tipis drehte sich alles um Indianer. Alle wurden in insgesamt sieben Gruppen eingeteilt, mit denen man in den nächsten Tagen die Spiele spielte. Jede Gruppe dachte sich einen eigenen Namen aus: von „Crew des Manitu“, „Die bunten Weisen“, „Burned Natives“, „Ninjaner“ über „Jony Stony“ und „Langamirl“ bis „Nunatschy“ war allerlei Kreativität vertreten.

Nach einer kurzen Erfrischung im See endetet der Anreisetag mit dem Basteln von Halsketten und Kopfschmuck.

 

 

Zeltlager_2015_Sport
 

 

Für Zeltlager-Neulinge begann der nächste Morgen um acht Uhr unerwartet mit Frühsport, während sich alle anderen bereits darauf einstellen konnten. Neben Dehnübungen standen auch Fangspiele und koordinative Aufgaben auf dem Programm. Nach dem Frühsport schmeckte das Frühstück aber umso besser.

Ein weiteres Highlight war das indianische Speerwerfen. Hierbei musste jeder mit einem eigens geschnitzten Holzspeer so weit wie möglich werfen. Jedoch musste der Speer mit der Spitze zuerst aufkommen, damit der Versuch gültig war. Dabei entwickelten sich interessante Techniken. Manch einer hoffte einen gültigen Versuch zu schaffen, indem er den Speer mit der stumpfen Seite nach vorne abwarf.

 

 

Zeltlager_2015_Speerwurf
 

 

Andere zogen Wahrscheinlichkeitsrechnungen heran und schleuderten den Speer wild durch die Luft und hofften bei drei Versuchen mit einer errechneten Wahrscheinlichkeit von 87,5% mindestens einen gültigen Versuch zu haben. Wieder andere suchten den Schwerpunkt des asymmetrischen Speers, um so die optimale Griffposition zu finden. Schließlich setzte sich das wilde Schleudern durch.

In den Zeiten zwischen den Spielen konnten alle wahlweise an den See gehen, sich dort im Sand einbuddeln, mit Selbigem beschmutzen, Beachvolleyball spielen, den Dauerbrenner Meuchler spielen oder sich anderweitig vergnügen. Hierbei galt es jedoch stets die allgemeinen Verhaltensregeln einzuhalten, da ansonsten zusätzlicher Spüldienst winkte. À propos Spüldienst: Grundsätzlich muss jeder mindestens zwei Mal Spüldienst machen, da irgendjemand das anfallende Geschirr ja spülen muss. Hierbei kommen immer wieder neue Ausreden auf, warum man gerade auf keinen Fall spülen kann. Auf Platz eins der diesjährigen Ausreden war: „Meine Kindheit ist viel zu kurz um hier auch noch zu spülen. Ich werde bald jugendlich und danach erwachsen. Da kann ich jetzt aus Zeitgründen unmöglich spülen.“

 

 

Zeltlager_2015_Spülen
 

 

Ein filigranes Spiel war das Basteln einer Pfeife aus Bambus und Kork. Hierbei musste mit Schmirgelpapier und Messern ein Korken so bearbeitet werden, dass eine Pfeife entsteht, wenn man ihn in ein Bambusrohr steckt. Nach langer Schmirgelarbeit funktionierte bei fast jedem die Pfeife. Abhängig von der Rohrlänge und –beschaffenheit entstanden entweder pfiff- oder orgelähnliche Töne.

Die Kreativität war gefragt, als sich jede Gruppe ein Indianer-Ritual ausdenken sollte, dass bei Lagerfeuer den anderen Gruppen präsentiert wurde. Besonders die zuschauenden Gruppen hatten ihren Spaß den anderen beim Brüllen und Hüpfen zuzusehen.

Als Randnotiz soll auch noch erwähnt werden, dass Stephan am Sonntag Mittag unter Applaus begrüßt wurde, nachdem er am Vormittag den HeidelbergMan-Triathlon (olympische Distanz) auf Platz 72 von über 500 Startern absolviert hatte.

Eine echte technische Herausforderung stellte das letzte Spiel dar. Hierbei mussten zunächst alle Gruppen gemeinsam ein Floß aus Paletten, Kanistern und Balken bauen. Dazu bekam jede Gruppe eine Komponente des Floß’ zugeteilt, für die sie verantwortlich war: den Flaggenmast, die seitlichen Kanister, die vorderen und hinteren Kanister oder die Sitzflächen.

 

 

Zeltlager_2015_Floßbau
 

 

Besonders beeindruckend war, dass es offensichtlich möglich ist mit einem Hammer und einer Bohrmaschine eine Schraube so in Holz zu versenken, dass diese auch noch zwei Bretter miteinander verbindet. Ebenso erstaunlich ist die Fähigkeit eines Betreuers mit einer Stichsäge einen Balken zu zersägen, dessen Höhe länger als das Sägeblatt ist. Trotzdem konnten wir nach einer zweistündigen Bauphase ein schwimmfähiges Floß zu Wasser lassen. Nun musste jede Gruppe in möglichst schneller Zeit einen Parcours abpaddeln. Trotz der stabil anmutenden Konstruktion blieb nicht jedes Hemd trocken…

 

 

Zeltlager_2015_Floß
 

 

Einen schönen Abschluss des letzten Abends bildeten Lagerfeuer samt Gitarrenmusik und Stockbrot.

 

 

Zeltlager_2015_Feuer
 

 

Warum am nächsten Morgen manche Fahrräder das Fliegen erlernten, sich Schuhe von alleine aufreihten und manch ein Nuni mit Muskelkater aufwachte, konnte bis zur Publikation dieses Artikels nicht abschließend geklärt werden.

Nach dem Frühstück wurde das Ergebnis der Lagerolympiade bekannt gegeben und jedes Nuni durfte sich über ein kleines Geschenk freuen. Bevor die Rückfahrt durch die pralle Sonne anstand, kühlten wir uns ein letztes Mal im See ab und stärkten uns vor der Abfahrt an der kalten Theke.

Interessanterweise blieb dieses Jahr jegliche Kritik an der Küche aus, so dass dem Küchenteam an dieser Stelle für die warmen und kalten Speisen gedankt werden soll. Gleichzeitig soll auch den Jugendwarten für die Organisation und vor allem für das Ausdenken der Spiele gedankt werden.

Erschöpft, aber ohne Sturz auf Hin- und Rückfahrt, erreichten wir pünktlich am Montagnachmittag die Olympiahalle, wo die Eltern uns schon erwarteten.

Wenige Tage nach dem Zeltlager erreichte uns das Feedback einer Mutter: „Die Kinder waren glücklich und schmutzig“. An dem schmutzig werden wir arbeiten…

von Stephan Sinzig

 

 

Zeltlager_2015_Gruppenbild
 

 

 

 

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